Sr. F. Borgias

Anna Aloys

1822–1902

Die ersten Jahre

Anna Aloys wurde 1822 in Ischgl geboren. Sie entwickelte sich zu einer besonders begabten jungen Frau und trat mit 20 Jahren in den Orden der Barmherzigen Schwestern von Zams ein. Von 1842 bis 1843 absolvierte sie einen pädagogischen Lehrkurs in Schwaz, den sie mit Auszeichnung abschloss. 1844 erfolgte die Aufnahme in das Noviziat – sie erhielt den Namen Franziska Borgias und legte 1846 das Ordensgelübde ab.

Verantwortung für die Jugend

Von 1846 bis 1849 unterrichtete Sr. F. Borgias die Mädchen an der Oberstufe der VS Landeck, weiters übernahm sie die Leitung des Mädcheninstituts im Mutterhaus, das bereits 1826 von den Schwestern gegründet worden war. Auch die Heranbildung der Ordensjugend fiel in ihren verantwortungsvollen Zuständigkeitsbereich. Sie war die erste Lehrerin für die seit 1836 bestehenden Kurse, die zur Ausbildung von Kandidatinnen und Lehrschwestern ins Leben gerufen wurden.

Ab 1853 wirkte Sr. F. Borgias als Oberin der Schwestern im Mutterhaus. Mit kluger Besonnenheit, Güte und Zielstrebigkeit sorgte
sie für das Wohl der Gemeinschaft und die persönliche Weiterbildung
jeder einzelnen Schwester.

Den Ordenswerten verpflichtet

Das Hauptaugenmerk richtete sie dabei auf die Fähigkeiten und die Bereitschaft der Schwestern, sich im Geiste des hl. Vinzenz von Paul für Kranke, Kinder und Hilfsbedürftige jeder Art mit Liebe, Fürsorge und Hingabe einzusetzen. 1859 kamen all diese Fähigkeiten zu tragen. Nach der Schlacht von Solferino wurden an einem Tag 200 verwundete Soldaten, in weiterer Folge noch mehr im Schloss Landeck untergebracht. Sr. F. Borgias folgte dem Ansuchen der Behörden und stellte für fünf Monate Schwestern für den großen Pflegeinsatz zur Verfügung.

Generaloberin in Zams

1863 wurde Sr. F. Borgias zur Generaloberin der Barmherzigen Schwestern von Zams gewählt. Unter ihrer Leitung stieg die Zahl der Ordensmitglieder fortlaufend und auch die Aufgabengebiete erweiterten sich stark. Schon 1863 initiierte sie den Bau eines Zufluchtshauses in Hall in Tirol. Das Haus „Zum Guten Hirten“ für delinquent gewordene Frauen entsteht. Zu den Aktivitäten der Generaloberin zählt auch die Erweiterung des Mutterhauses durch Zu- und Aufbauten. 1870  fällt das Haus samt Kirche jedoch einer Brandstiftung zum Opfer. Schwestern, Kandidatinnen, Institutszöglinge und Patient*innen konnten ihr Leben retten, sie alle wurden jedoch in einer kalten Winternacht obdachlos. Sr. F. Borgias ließ auf demselben Standort eine Notwohnstätte errichten, die nach einem halben Jahr bezugsfertig war.

Das Haus „Zum Guten Hirten“ in Hall heute.

Für den Bau eines neuen Mutterhauses wurde ein Grundstück erworben – das Grundstück, auf dem das bis heute bestehende Mutterhaus erbaut werden konnte.

Neue Institutionen

Dank des unermüdlichen Einsatzes durfte der Orden im September 1872 in das neue Klostergebäude mit Pensionat einziehen – der Bau der Kirche erfolgte im Anschluss. Ihre baulichen Aktivitäten setzte die Generaloberin fort. Sie suchte 1888 um die Errichtung einer Lehrerbildungsanstalt an, die vom k. k. Unterrichtsministerium auch genehmigt wurde – ein neues Institutsgebäude entstand. Die Notwohnstätte, die nach dem Brand genutzt wurde, war inzwischen zum Spital adaptiert und 1880 zum allgemeinen öffentlichen Krankenhaus St. Vinzenz erklärt worden. Sr. F. Borgias nahm verletzte Bauarbeiter der Arlbergbahn im Krankenhaus auf. Sie stellte aber auch Schwestern für Notspitäler in Strengen und St. Anton für den Pflegedienst ab.

Das Krankenhaus St. Vinzenz in Zams in seiner heutigen Form.

Der Wirkungskreis breitet sich aus

In diesen Jahrzehnten übernahmen die Barmherzigen Schwestern von Zams von Kärnten über Tirol und Südtirol bis Vorarlberg und Liechtenstein viele Volksschulen, Kranken- und Armenhäuser, Verpflegungs- und andere Anstalten, um ihren Auftrag zu erfüllen. 1898 traten die ersten drei Schwestern ihre Aufgabe im St. Josefs-Institut, einem Heim für Menschen mit Behinderung, in Mils bei Hall an. Die Marienanstalt in Maria Saal in Kärnten, damals ein Heim für bedürftige Kinder, und das neu gegründete Knabenseminar Marianum in Klagenfurt hatten die Schwestern von Zams bereits in den zwei vorausgegangenen Jahrzehnten übernommen. 1900 entsandte Sr. F. Borgias weitere Schwestern nach Kärnten, um in St. Martin bei Klagenfurt Menschen mit schwersten geistigen Behinderungen zu betreuen. Es folgte ein Waisenhaus in Feldkirchen in Kärnten.

Unter der Leitung von Generaloberin Sr. F. Borgias wuchs die Zahl der Filialen des Mutterhauses auf 100 Standorte an und konnte die Ordensgemeinschaft um 1.075 Schwestern erweitert werden.

Die letzten Jahre

Sie besuchte regelmäßig alle Häuser und stand den Schwestern in Gesprächen und Briefen zur Seite, sie ermutigte und motivierte jede zur barmherzigen Liebe zu den Menschen. Sie führte und stärkte die Schwestern im Miteinander und bekräftigte Berufung und Ausrichtung.

49 Jahre trug Sr. F. Borgias die große Verantwortung ihrer führenden Position, die sie 39 Jahre lang als Generaloberin ausübte. Sie brachte entscheidende und wegweisende Vorhaben zur Umsetzung und sie begeisterte viele für die Ordensgemeinschaft. 1902 verstarb sie im Alter von 80 Jahren im Krankenhaus St. Vinzenz und fand auf dem Schwesternfriedhof des Mutterhauses ihre letzte Ruhestätte.

Weitere starke Persönlichkeiten
der Ordensgeschichte

Portrait von Ordensschwester Katharina Lins

1788–1836

Sr. Josefa Nikolina

Katharina Lins

Sr. Josefa Nikolina wurde 1811 von Dekan Nikolaus T. Schuler die Leitung des Hauses übertragen, das er am heutigen Standort des Krankenhauses St. Vinzenz in Zams für die Pflege von Kranken errichtet hatte.

Mehr erfahren
Portrait von Ordensschwester Brigitte Weber

1794–1875

Sr. Agnes Weber

Brigitte Weber

Sr. Agnes Weber war Mitbegründerin und Generaloberin des Deutschen Ordens in Tirol und im gleichen Jahr auch in Troppau in Schlesien. Sie übernahm gemeinsam mit Dekan Scholz auch die Leitung eines zweiten Mutterhauses in Österreichisch-Schlesien.

Mehr erfahren
Fotografie von Ordensschwester Maria Larcher

1809–1884

Sr. Josefa Larcher

Maria Larcher

Sr. Josefa Larcher führte ab 1855 mit viel Engagement und Ausdauer die Geschicke der Strafanstalt für Frauen bei St. Martin bei Schwaz – diese Aufgabe erwies sich als ihr Herzensprojekt.

Mehr erfahren